Es war bei Mannesmann Mobilfunk. Das war die New Economy eines alten Röhrenkonzerns. Es war 1995. Das Mobilfunkgeschäft steckte noch in den Kinderschuhen. Ein Netz für Manager. Es gab nicht mal eine Million Kunden. Ich habe seinerzeit E-Technik studiert und wollte mir mein Studium aufbessern. Als Werkstudent habe ich im Datenkeller gesessen, Daten beschafft, transformiert und verdichtet. Die „großen“ Datenmengen (es waren nicht mal GB) konnten nur Unix-Maschinen beherrschen. Wir haben uns in der Abteilung TBN –Technischer Betrieb Netzwerk– kennengelernt. Du hast deine Diplomarbeit bei Mannesmann geschrieben. Ich war damals (wie heute:-)) ein halbes Jahr älter als du, aber dennoch warst du mir im Studium ein Jahr voraus. Ich habe im Februar 1995 bei Mannesmann begonnen. Es muss also irgendwann in dem Jahr gewesen sein, als wir uns kennengelernt haben. Etwa 23 Jahre ist das jetzt her.
Nach deiner Diplomarbeit hast du bei Mannesmann eine Festanstellung begonnen. Du hast das Reporting dort verbessert und kurze Zeit später auch ein Enterprise Reporting Tool eingeführt.
Im Sommer 1996 habe ich mein Studium beendet. Zu Mannesmann wollte ich nicht. Mir war das zu groß. Ich wollte immer etwas Eigenes machen. Ich habe als Freelancer angeheuert. Nachrichtentechnik und Telko, IT und Daten, das lag immer sehr nah beisammen. Dabei hast du mich von Mannesmann aus so manches Mal beauftragt. Datenquellen von MSC, BSC, Switche, Voicemail – überall gab es Änderungen, die Anpassungen erforderten. Heute würden wir das Datenintegration nennen. Wir haben damals sehr gut zusammengearbeitet. Wir haben uns sehr gut ergänzt. Und irgendwie haben wir uns gegenseitig dazu angefeuert, ein Softwareprodukt zu bauen. Zuerst war es das Thema Zeiterfassung. Zwischendurch auch mal Webseiten. Danach eine ganze Zeit lang unser Produkt „smartview“. Schon damals schielten wir auf attraktive Lizenzerträge. Dabei war ich immer der Techniker und du derjenige, der die Dinge besonders schön präsentierte.
Weißt du, seit wann du für Marketing und Vertrieb zuständig bist? Ich habe einen Beweis gefunden: eine Visitenkarte vom Februar 97! 21 Jahre ist das her.
Im März 1999 haben wir unsere erste gemeinsame Firma gegründet: Strehlow und Plümacher, Partnerschaftsgesellschaft. Zunächst hatten wir keine Büroräume. Wir haben uns beide gemeinsam per Body Leasing in ein Projekt verkauft. Im Dezember des Jahres haben wir dann unser erstes Büro in Hilden bezogen. Damals haben wir noch alles selbst gemacht: Netzwerk verlegt, Küche bei Ikea gekauft und aufgebaut, Server selbst gebaut und Linux installiert. Ich kann mich noch an unseren ersten Internetanschluss erinnern: 64kBit per ISDN bei der Telekom. Nach der Bestellung ging es dir nicht schnell genug, hast mehrmals dort angerufen. Dann hast du genervt einen zweiten Anschluss bestellt. Zwei Wochen später hatten wir zeitgleich zwei Zugänge im Briefkasten. Welchen sollten wir nehmen? Egal funktionierten ja beide. Ein halbes Jahr später ging unser Internet nicht mehr, weil wir uns für den falschen entschieden hatten.
Dann haben wir smartview gebaut. Es hat etwa ein Jahr gedauert. Alles komplett selbst finanziert. Und schnell hatten wir unseren ersten Studenten eingestellt.
Finanziert haben wir alles mit Projekten. Schon damals war unsere Devise, die Kunden zu begeistern. Das hatten wir beide in der DNA. Wachstum und Ertrag stand bei uns nicht im Vordergrund. Wir fanden es eher nervig, wenn der Steuerberater auf uns zukam und uns nach dem Jahresabschluss fragte. Wir wollten den Kunden begeistern und gute Leute haben. Da kam das von selbst.
In 2005 kam Microsoft mit dem SQL Server 2005 auf den Markt. Die ersten richtig brauchbaren BI-Features, die man auch nutzen konnte. Den SQL Server kannten wir schon vorher sehr gut. Aber sollten wir unser Geschäft auf BI lenken? Zufälligerweise hatte ich vorher im Urlaub mein erstes Kimball-Buch gelesen. Ich war sehr begeistert von der Theorie und sagte: „Ich glaube, es gibt viele Herausforderungen da draußen. In dem Buch steht, wie man diese löst“. Wir haben uns kurzerhand für Microsoft BI entschieden. Diese Entscheidung prägt bis zum heutigen Tag das Bild von ORAYLIS.
Jörg, unsere Partnerschaft ist für mich geprägt von einer gewachsenen Vertrautheit – und einer idealen Nähe. D.h., so nah, dass wir immer offen miteinander sprechen konnten, aber nicht so nah, dass es zu Abnutzungserscheinungen gekommen wäre.
Deshalb,
DANKE für deine Energie, Dinge präsentieren zu wollen. Es musste immer alles besonders schick und stylisch sein. Du hast damit federführend die Außenwahrnehmung von ORAYLS geprägt.
DANKE für deine unermüdliche Energie, Dinge zu verändern und zu optimieren. Kaum war etwas fertig, musste es schon wieder neu gestaltet werden.
DANKE für deinen Drang nach Geschwindigkeit. Alles was dir nicht schnell genug ging, hast Du befeuert und beschleunigt.
DANKE für unseren gemeinsamen, langen Weg. 23 Jahre, Seite an Seite.
Ich bin der festen Überzeugung, unsere Gegensätze haben das Unternehmen zu dem geformt, was es heute ist! Die gerade beschriebenen Sonnenseiten von dir werde ich definitiv vermissen! Ich bin mir sicher, dass sich unsere Kontaktpunkte erstmal reduzieren. Ich bin mir aber auch sicher, dass wir uns nicht aus den Augen verlieren werden.
Ich wünsche dir alles Gute für deinen weiteren Weg. Möge sich dein Neustart so entwickeln, wie du es dir vorstellst und wünschst. Und wenn du mal eine zweite Meinung suchst: Du weißt ja, wo du mich und alle anderen hier finden kannst …
Mit freundschaftlichen Grüßen
Thomas