10.10.2025 Insa Menzel
Mit dem EU AI Act hat die Europäische Union im März 2024 das erste umfassende Gesetzespaket für Künstliche Intelligenz weltweit verabschiedet. Europa setzt damit ein klares Zeichen: Innovation soll gefördert werden, aber nicht um jeden Preis. Künstliche Intelligenz muss sicher, transparent und vertrauenswürdig eingesetzt werden. Für Unternehmen bedeutet das, dass sie sich schon jetzt auf neue Vorgaben einstellen sollten – auch wenn viele Details erst in den kommenden Monaten konkretisiert werden.
Der EU AI Act im Überblick
Kern des Gesetzes ist ein risikobasierter Ansatz. Je nachdem, wie stark eine Anwendung in die Grundrechte von Menschen eingreift oder wie groß das Gefahrenpotenzial ist, gelten unterschiedlich strenge Anforderungen.
- Unvertretbares Risiko: KI-Anwendungen wie Social Scoring oder Massenüberwachung werden verboten.
- Hohes Risiko: Systeme in Medizin, Finanzwesen oder Personalmanagement unterliegen strengen Prüf- und Dokumentationspflichten.
- Begrenztes Risiko: Anwendungen wie Chatbots müssen sich als KI kenntlich machen.
- Minimales Risiko: Viele alltägliche Anwendungen bleiben weitgehend frei nutzbar.
Diese Einordnung schafft Orientierung für Unternehmen und signalisiert zugleich, dass Europa einen differenzierten Ansatz wählt: Sicherheit und Innovation sollen Hand in Hand gehen.
Welche Konsequenzen ergeben sich für Unternehmen?
Besonders für Organisationen, die datengetriebene Produkte entwickeln oder KI-Lösungen in kritischen Geschäftsprozessen einsetzen, bringt der AI Act deutliche Veränderungen. Ein Schwerpunkt liegt auf der Nachvollziehbarkeit von Modellen: Entscheidungen müssen erklärbar, dokumentiert und überprüfbar sein. Ebenso rückt die Datenqualität in den Vordergrund – Verzerrungen und unausgewogene Trainingsdaten können nicht nur Ergebnisse verfälschen, sondern auch rechtliche Risiken bergen. Hochrisiko-Anwendungen unterliegen künftig einem kontinuierlichen Risikomanagement. Dazu zählen Monitoring, Prüfmechanismen und klare Verantwortlichkeiten. Gleichzeitig verpflichtet der AI Act zu mehr Transparenz: Nutzerinnen und Nutzer müssen erkennen können, wenn sie mit einer KI interagieren – ob im Kundenservice oder in geschäftskritischen Prozessen.
Mehr als nur Regulierung: Ein Wettbewerbsvorteil
Auf den ersten Blick mag der AI Act nach zusätzlicher Bürokratie klingen. Doch wer genauer hinsieht, erkennt die Chancen. Unternehmen, die frühzeitig auf Compliance setzen, schaffen Vertrauen – bei Kunden, Partnern und Mitarbeitenden. Klare Prozesse führen außerdem oft zu einer besseren Datenstrategie und stärken die Qualität eingesetzter Modelle. Langfristig bietet der AI Act europäischen Unternehmen einen Wettbewerbsvorteil, weil er Innovation innerhalb eines stabilen und verlässlichen Rahmens ermöglicht.
Was jetzt zu tun ist
Unternehmen sollten nicht warten, bis alle Detailregelungen verabschiedet sind, sondern schon jetzt aktiv werden:
- Bestandsaufnahme: Wo kommt KI bereits zum Einsatz, wo ist sie geplant?
- Risikoeinstufung: Welche Anwendungen fallen in welchen Risikobereich?
- Maßnahmen ableiten: Je nach Risikostufe gelten unterschiedliche Anforderungen – von Transparenzpflichten bei geringem Risiko bis hin zu umfassender Dokumentation, Monitoring und Governance bei Hochrisiko-Anwendungen. Unternehmen sollten für jede Einstufung konkrete Maßnahmenpläne entwickeln.
- Governance etablieren: Strukturen für Dokumentation, Monitoring und Risikomanagement aufbauen.
Wer früh handelt, ist nicht nur rechtlich auf der sicheren Seite, sondern auch besser im Markt positioniert.
Fazit
Der EU AI Act ist mehr als nur ein regulatorischer Rahmen – er markiert einen Wendepunkt in der verantwortungsvollen Digitalisierung. Unternehmen, die jetzt die richtigen Schritte gehen, stellen ihre KI-Lösungen zukunftssicher auf und profitieren von mehr Vertrauen, besseren Daten und stabilen Prozessen.
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