22.11.2024 Insa Menzel
Moderne Datentechnologien sind eine entscheidende Grundlage für Unternehmen, um nachhaltiger zu handeln und zu wirtschaften. In zwei vorhergehenden Beiträgen habe ich bereits über die vielfältigen Nachhaltigkeitspotenziale berichtet, die sich durch den Einsatz von Künstlicher Intelligenz sowie dem Internet of Things erschließen lassen. Mit diesem abschließenden Teil meiner kleinen Serie möchte ich nun auf die datengetriebene Prozessoptimierung mittels Process Mining eingehen, die im Vergleich zu den beiden anderen Technologiebereichen eher ein Schattendasein fristet – zu Unrecht, wie sich zeigen wird.
Denn: Process-Mining-Lösungen bieten Ihnen die Möglichkeit, über Ihr gesamtes Unternehmen hinweg Prozesse in Echtzeit zu visualisieren – fast so, als wenn Sie ein Röntgenbild Ihrer Geschäftstätigkeit erstellen. So können Sie sehr effizient die Bereiche identifizieren, in denen sich Ressourcen einsparen und Umweltbelastungen verringern lassen. Sie erkennen die Ursachen, quantifizieren die Auswirkungen und können gezielt Maßnahmen zur Verbesserung einleiten. Ich möchte dies am Beispiel der Lieferkette verdeutlichen. Wir steigen mit einigen vertiefenden Informationen zum Vorgehen beim Process Mining ein.
Prozesse visualisieren und optimieren
Sie gehen wie folgt vor:
- Ist-Prozess visualisieren: Ihre Process-Mining-Lösung extrahiert die gewünschten Daten und stellt den aktuellen Stand des betreffenden Prozesses mit allen Prozessvarianten dar. Ineffizienzen und Fehler werden auf diese Weise unmittelbar transparent. Beispielsweise können Sie erkennen, wenn eine Bestellung zweimal versendet wurde, weil die Lieferadresse veraltet ist. Eine Adressaktualisierung wäre also bereits die erste Verbesserung, durch die Sie Ressourcen einsparen.
- Soll-Prozess definieren: Im Anschluss können Sie den optimalen – in unserem Fall den ressourcen- und emissionsärmsten – Ablauf der Tätigkeit festlegen. Auf Basis dieses Soll-Prozesses ist Ihre Process-Mining-Lösung künftig auch in der Lage, die Prozesskonformität laufend zu prüfen und auf Abweichungen automatisch hinzuweisen.
- Maßnahmen einleiten: Neben kleineren Korrekturen können Sie mit Ihren Erkenntnissen übergreifende Maßnahmen initiieren, die Sie Ihren Nachhaltigkeitszielen dauerhaft näherbringen. Einen besonderen Hebel bietet hierbei die Automatisierung von Soll-Prozessen. Ihr Einkauf könnte etwa Lieferanten bei der Auftragsvergabe automatisch nach Nachhaltigkeitskriterien bewerten und danach auswählen.
Idealerweise werden die zugrundeliegenden Daten von den Quellsystemen zunächst auf eine zentrale Plattform – wie einem Data Lakehouse – gespielt, dort aufbereitet und für Ihre Process-Mining-Lösung bereitgestellt. So sind korrekte und realitätsgetreue Ergebnisse jederzeit sichergestellt. Natürlich kann es passieren, dass wichtige Nachhaltigkeitskennzahlen noch nicht vorhanden sind oder Transaktionsdaten an einer bestimmten Stelle fehlen. In diesen Situationen macht Process Mining Sie auf die Lücken aufmerksam und hilft Ihnen, selbige zu schließen.
Ansatzpunkte für nachhaltige Lieferketten
Das beschriebene Vorgehen lässt sich im Prinzip auf die vollständige Supply Chain anwenden. Hier einige Beispiele aus typischen Prozessketten:
Warentransport
- Lieferungen bündeln: Bei der Auslieferung von Waren können Sie mit Prozessdaten die Verteilung auf die Transportmittel verbessern. Sie nutzen Lieferkapazitäten effektiver und senken den Ausstoß von CO₂-Emissionen
- Expressquote senken: Prozessoptimierungen beim Bestands- und Lieferantenmanagement sowie der Transport- und Produktionsplanung vermeiden Expresslieferungen. Sie senken Emissionen, die durch Luftfracht und gering beladene Fahrzeuge hervorgerufen werden.
- Optimale Routen identifizieren: Durch eine Analyse von Logistikdaten decken Sie ineffiziente oder redundante Transportwege auf. Sie senken nicht nur den Kraftstoffverbrauch und die Emissionen. Auch Fahrzeuge und Fahrzeugkomponenten werden geschont.
- Retouren verringern: Verbessern Sie Prozesse in der Qualitätskontrolle und Kundenkommunikation, um unnötige Retouren und Transportwege zu vermeiden. Ebenso bieten sich Ansatzpunkte zur Steigerung der Recyclingquote beim Verpackungsmaterial.
Produktion
- Maschinenlaufzeiten optimieren: Durch die Analyse von Zeitstempeln und Betriebsdaten erkennen Sie, wo in Ihren Produktionsprozessen wie viel Energie verwendet wird. Sie können Energiefresser identifizieren und die erforderlichen Gegenmaßnahmen treffen.
- Präziserer Materialeinsatz: Process Mining ermöglicht es, den Materialfluss über die gesamte Produktion hinweg zu verfolgen und Verlustquellen aufzudecken. Ressourcen werden effizienter eingesetzt und Ausschuss vermieden.
- Vorausschauende Wartung: Die Prozessanalyse liefert Ihnen Muster zu Störfällen und Maschinenfehlern. Sie können Wartungszyklen optimieren und sich automatisiert über anstehende Termine informieren lassen. Das alles vermeidet energieintensive Ausfälle und verlängert die Lebensdauer der Maschinen.
Kurz vertiefen möchte ich noch das Thema Lieferantenmanagement. Wie schon angedeutet, können Sie Ihre Lieferanten durch die Kombination von Process Mining, externen Ratings und Nachhaltigkeitskennzahlen intelligent bewerten und priorisieren. Ein integrierter Ansatz kommt vom führenden Anbieter Celonis. Dessen Process-Mining-Lösung greift direkt auf die Daten der Bewertungsplattform EcoVadis zu. Dort sind inzwischen mehr als 125.000 Unternehmen gelistet, die direkt für die Analyse genutzt werden können. Sie unterstützen dadurch nicht nur eine nachhaltige Lieferkette, sondern erfüllen auch regulatorische Anforderungen.
Process Mining implementieren
Wie können Sie nun mit Process Mining in Ihrem Unternehmen starten? Zunächst gilt es, die Datenqualität sicherzustellen. Führen Sie alle relevanten Daten vollständig und korrekt in einem zentralen System zusammen und implementieren Sie laufende Maßnahmen der Qualitätssicherung und Konsolidierung. Nur so erhalten Sie verlässliche Antworten. Mit einer Process-Mining-Software können Sie dann die Daten abrufen und gezielt analysieren. Beginnen Sie mit Pilotprojekten in ausgewählten Bereichen. Auf Basis der gewonnenen Erkenntnisse rollen Sie Ihre Lösung schrittweise auf das gesamte Unternehmen aus.
Die Effekte Ihrer Maßnahmen können Sie dann erneut mittels Process Mining prüfen und gegebenenfalls weiter optimieren. Zielsetzung ist ein kontinuierliches Monitoring, bei dem die betreffenden Prozesse laufend kontrolliert und bei Bedarf angepasst werden. Process Mining ist also keine einmalige Aktion, sondern eine feststehende Aufgabe, die Ihnen umfassende Transparenz über das tatsächliche Unternehmensgeschehen verschaffen soll. Nicht zuletzt lassen sich die verschiedenen Prozessschritte und Prozessketten automatisieren.
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